Zum Hauptinhalt springen

Künstliche Intelligenz kann echte Kreativität nicht ersetzen

Ein Interview mit Anton Knoblach, Product Marketing Manager bei Adobe über seine neue Aufgabe im EMEA-Raum, über KI in der Postproduktion und die Ziele von Adobe. Das Interview führte Gabriele Lechner.

Seit letztem Jahr bist Du EMEAweit für das Marketing der kompletten Produktlinie in Video und Fotografie zuständig. Welches Aufgabengebiet umfasst Dein neuer Job?

Ich kümmere mich aktuell um die Marketingstrategie der Bereiche Video und Fotografie also Tools wie Premiere Pro, After Effects und Lightroom. Dabei stehe ich eng mit den Entwicklungs- und Marketingteams in Kontakt und bilde eine Brücke zwischen Adobe und den Leuten, die unsere Tools tagtäglich einsetzen. Das Feedback der Community ist uns dabei superwichtig und mir hat es viel Spaß gemacht, beim Camgaroo Award und camgaroo film summit viele Nachwuchs-Filmschaffende persönlich kennenzulernen.

Adobe stellt für Videobearbeitung umfassende kreative Software und Apps zur Verfügung, wie z. B. Adobe Premiere Pro. Kannst Du uns bitte einen kurzen Abriss über die Leistungsfähigkeit von Premiere Pro geben?

Adobe Premiere Pro ist ein professionelles Schnittprogramm. Filmschaffende können damit alle Arten von Content umsetzen: vom kurzen Werbeclip bis zum Langspielfilm. Editor*innen finden in Premiere Pro die nötigen Tools zur Verwirklichung ihrer Ideen und eine Reihe von KI-Tools, die die Arbeit deutlich erleichtern. Filmschaffende weltweit entscheiden sich für den Schnitt in Premiere Pro – eines der bekanntesten aktuellen Beispiele ist der Film Everything Everywhere All at Once, der dieses Jahr unter anderem den Oscar für Besten Schnitt bekommen hat.

Wie verändert sich die Postproduktion gerade und welche Rolle spielt KI dabei?

Künstliche Intelligenz in Kreativsoftware ist eigentlich gar nicht neu, bekommt gerade aber einen neuen Schub nach vorne. Mit der Technologie von Adobe Sensei entwickeln wir schon seit Jahren KI-gestützte Features – Beispiele in Premiere Pro sind der textbasierte Schnitt, das Remix-Tool und Auto Color. Diese Features nehmen Editor*innen langweilige und zeitaufwändige Aufgaben ab, damit mehr Zeit für die eigentliche kreative Arbeit bleibt. Bei der generativen KI geht es noch einen Schritt weiter: Hier werden KI-Modelle darauf trainiert, neue Inhalte zu erstellen. Mit der Technologie von Adobe Firefly haben wir schon etliche dieser Modelle in der Betaphase und es begeistert mich zu sehen, was Kreative alles damit umsetzen. Es gibt beispielsweise das Generative Fill in Photoshop, mit dem Elemente in Bildern entfernt und hinzugefügt werden können. Oder Generative Recolor in Illustrator, mit dem Grafiken sehr einfach umgefärbt werden können.

Dieser technologische Sprung verändert schon jetzt viel: Unternehmen und Freelancer*innen hinterfragen existierende Workflows, suchen nach den besten Tools für ihren Zweck und probieren viel aus. Genau darin sehe ich die Chance, in Zukunft noch kreativer arbeiten zu können. Echte Kreativität kann KI nämlich nicht, da sind wir Menschen nach wie vor unersetzbar.

Adobe geht sehr verantwortungsbewusst mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz um. Welche ethischen Ansprüche bzw. Regeln gelten für Adobe Produkte?

KI verändert die Art und Weise, wie wir gestalten, arbeiten und kommunizieren. Die Technologie dahinter schafft spannende Möglichkeiten, sie muss aber verantwortungsvoll entwickelt und eingesetzt werden. Dabei ist besonders wichtig zu verhindern, dass die Modelle gesellschaftliche Probleme wie Sexismus oder Rassismus in ihren Outputs reproduzieren und damit Schaden anrichten. Um das zu verhindern, haben wir etliche Maßnahmen und Prinzipien für einen ethisch vertretbaren Einsatz von KI entwickelt und ein internes Gremium für KI-Ethik ins Leben gerufen. Der ethische Umgang braucht das richtige Training, ausführliches Testen, das Abschätzen von Folgen und umfassende menschliche Kontrolle. Es gibt außerdem ein Feedback-System, über das uns Nutzer*innen Bescheid geben können, falls ein KI-Modell unerwartete Ergebnisse liefert.

Zahlreiche Camgaroo Filmemacher*innen verwenden neben Adobe Premiere auch andere Tools von Adobe. Wie funktioniert das Zusammenspiel, worin liegt der Vorteil?

Das Motto von Creative Cloud ist Kreativität für alle. Das heißt nicht nur, Profis die richtigen Tools und Funktionen zu liefern, sondern auch, dem Nachwuchs einen leichten Start zu ermöglichen. Die vielen Schnittstellen zwischen Adobe-Produkten machen die Zusammenarbeit leichter und haben den Vorteil, alles aus einem Haus zu bekommen. Ich selbst habe früher als Freelancer, sowohl als Filmemacher als auch als Fotograf, gearbeitet und in Creative Cloud alle Tools gefunden, die ich dafür benötigt habe.

Ein weiteres, weltweites Projekt ist die von Adobe mitgegründete Content Authenticity Initiative, die mit über 1000 Partnern Transparenz in der Produktion von Assets schafft. Wenn heute Inhalte mit Adobe Firefly erstellt werden, werden sogenannte Content Credentials mitgespeichert – das ist eine digitale Signatur der Quelle und Bearbeitungsschritte, damit man später sieht: Bei diesem Bild war KI im Spiel.

Welche Möglichkeiten gibt es für Independent- und Nachwuchsfilmemacher*innen, Premiere Pro kostengünstig zu nutzen?

Das ist ein wichtiges Thema für uns: Wir kennen die beschränkten Budgets junger Leute, deswegen gibt es während der Ausbildung (also für Schüler*innen, Studierende, Azubis, Lehrkräfte und Dozent*innen) eine günstigere Möglichkeit, Creative Cloud zu abonnieren: Im ersten Jahr gibt es 65% Rabatt und danach weiterhin 50%, solange der Status besteht.

Welche Themen/Produkte stehen in Zukunft auf der Agenda von Adobe? Gibt es brandaktuelle Neuigkeiten für unsere Leser*innen?

Wie schon erwähnt, ist generative KI aktuell das große Thema. Aber auch abseits davon arbeiten wir ständig daran, unsere Software noch besser zu machen. Da geht es um neue Features, aber auch um die generelle Qualität und Stabilität. Die aktuellen Versionen unserer Apps laufen stabiler und fehlerfreier als je zuvor und wir arbeiten hart daran, jede Version noch ein Stückchen besser zu machen.

Was gefällt Dir speziell am Camgaroo Award und camgaroo film summit?

Camgaroo ist für mich eine der besten Adressen für Nachwuchs-Filmschaffende. Als ehemaliger Filmemacher beeindruckt mich jedes Jahr wieder die extrem hohe Qualität der nominierten Filme. Sowohl der Award als auch der camgaroo film summit waren tolle Gelegenheiten, den Nachwuchs persönlich kennenzulernen und in Gesprächen zu lernen, wie die nächste Generation von Kreativen arbeiten möchte und was die Kreativsoftware von morgen für sie bereitstellen muss.

Herzlichen Dank für das Interview und für die Partnerschaft im Rahmen des Camgaroo Award und des camgaroo film summit.

Vita

Anton Knoblach ist Product Marketing Manager bei Adobe und kümmert sich um die Video- und Foto-Segmente von Creative Cloud im EMEA-Raum (Europe, Middle East, Africa). Dabei betreut er Tools wie Premiere Pro und Lightroom und tritt in verschiedenen YouTube-Formaten als Host auf. Vor seiner Zeit bei Adobe war er leidenschaftlicher Fotograf, Filmemacher, Mitgründer einer Produktions- und einer Beratungsfirma und bringt vielseitige Praxiserfahrungen in der VideoBranche mit.