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Filmen mit der Drohne: DJI Inspire 1 in der Praxis

von Björn Kindler

Bewegte Kamera und ungewöhnliche Perspektiven – klar, dafür benötigt man Dolly oder Kran... oder geht es auch anders? DJI hat mit dem Inspire 1 einen Quadrokopter vorge- stellt der komplett mit Gimbal und Kamera kommt und extrem ruhige 4K-Aufnahmen lie- fern soll. Camgaroo ist damit in die Luft gegangen und gibt Tipps zum Umgang mit dem Fluggerät. 

Fast komplett

Der Inspire 1 kommt vollständig mit Fernsteuerung, dem kamerastabilisierenden Gimbal mit Kamera, Ladegerät und einem Akku. Der reicht in der Regel für ca. 18 Minuten Flug. Wer größere Projekte  filmen will, benötigt hier dringend ein bis zwei Zusatzakkus, die zum Preis von je 199,– EUR als Zubehör erhältlich sind.

Tipps für einen guten Start

Für den Anfang sollte man sich beim ruhigen Wetter eine große Wiese suchen, um sich mit der Bedienung des Quadrokopters vertraut zu machen.

Zunächst muss der interne Kompass des Inspire 1 kalibriert werden. Hierzu muss der Quadrokopter einmal um die Hochachse und einmal um die Längsachse jeweils senkrecht ge- dreht werden. Lässt man diesen Schritt aus, läuft man Gefahr, dass die automatische Ausrichtung nicht korrekt funktioniert.

Der Inspire 1 kann dann ein unerwartetes Flugverhalten an den Tag legen. Der Startplatz sollte frei von Hindernissen und Menschen sein. Gestartet werden die Propeller über die Fernsteuerung. Dann kann der Kopter mit einem leich- ten noch vorne Kippen des linken Hebels in die Luft beför- dert werden. Nach dem Abheben emp ehlt es sich, alle Flug- kontrollen nacheinander durchzutesten, um sicher zu gehen, dass das Gerät einwandfrei funktioniert. Danach kann das Fahrwerk eingefahren werden. Die Propellerarme werden dafür nach oben bewegt. So soll einerseits weniger Luftwiderstand erzeugt werden, andererseits auch die Propeller nicht im Bild auftauchen – ein Problem das bei anderen Quadrokoptermodellen auftreten kann.

Das normale Fliegen mit dem Inspire 1 ist kinderleicht, solange die GPS-Verbindung und der eingebaute Kompass funktionieren. Die Position und Ausrichtung werden ständig von der eingebauten Elektronik überprüft und korrigiert. In unserem Test konnte der Inspire 1 auch merklich böigen Wind ausgleichen – ganz ohne dass die Kontrollen auch nur angerührt wurden. Genau das ist auch die Rettung für viele Situationen. Sollte der Quadrokopter einmal in eine unerwartete Richtung  iegen, ist die wahrscheinlichste Ursache dafür der Bediener. In diesem Fall reicht es einfach die Hände von den Kontrollen zu nehmen – der Inspire 1 bleibt einfach in der Luft stehen

Zum Eingewöhnen sollte man ein paar Flugmanöver  iegen und den Inspire 1 in unterschiedliche Richtungen  iegen sowie um die eigene Achse rotieren lassen und die Höhe variieren. Hierbei ist die Flugrichtung zu beachten: Zeigt die Front auf den Bediener kehrt sich die Bewegungsrichtung entsprechend um: Ein Steuern nach rechts resultiert in einer Bewegung nach links. Praktischerweise ist der Inspire 1 mit gut sichtbaren LEDs ausgestattet, die die Ausrichtung anzeigen. Vorne sind diese rot, am Heck grün. Ganz einfach zu merken: Sieht man grün bewegt sich der Quadrokopter wie erwartet.

Zusätzlich sollte man zu Trainingszwecken auch in den manuellen Modus schalten und versuchen, den Kopter zu beherrschen. Schließlich kann das GPS-Signal auch einmal ausfallen oder es könnte ein Defekt am Gerät auftreten. Der Versatz des Fluggeräts durch den Wind muss dann vom Bediener ausgeglichen werden.

Einsatz für Filmer

Mit dem Inspire 1 können beindruckende Szenen aus der Luft aufgenommen werden. So lassen sich aufwändige Fahrten realisieren, Fahrzeuge oder bewegte Akteure aus der Luft verfolgen oder epische Schlussszenen realisieren. Man denke nur an ein schmalziges Happy-End: Ein Liebespaar  ndet sich endlich auf einer romantischen Burg und blickt gemeinsam in den Sonnenuntergang. Angefangen von einer Halbnahen lässt sich mit dem Quadrokopter wunderbar in eine Supertotale wechseln in der schließlich die Burg und die umgebende Landschaft zu sehen ist.

Für solche Szenen sollte man den Umgang mit dem Quadkopter sicher beherrschen – vor allem sollte man den Akteuren nicht zu nahe kommen. Die Propeller drehen sich sehr schnell und können schlimme Verletzungen verursachen.

Zwei Bediener

Wer sich den Inspire 1 mit einer zweiten Fernsteuerung bestellt, hat die Möglichkeit die Aufgaben zu teilen.

Eine Person ist als Pilot rein für den sicheren Flug des Gerätes zuständig, während eine zweite als Kameramann sich ganz auf den Bildausschnitt konzentrieren kann. Mit der zweiten Fernsteuerung lässt sich die Kamera wesentlich einfacher horizontal schwenken – so können auch aufwändigere Verfolgungen komfortabel realisiert werden.

Rechtliches

Während der Inspire 1 auch nichtkommerziell betrieben werden kann und in diesem Fall keiner Anmeldung in Deutschland bedarf, benötigt er für die kommerzielle Nutzung in Deutschland eine Aufstiegserlaubnis vom jeweiligen Luftamt. Hier wird unterschieden zwischen einer allgemeinen Aufstiegserlaubnis, die für zwei Jahre gilt (Beispiel: Luftamt Südbayern) und einer Einzelerlaubnis, die für einen ganz bestimmten Ort und Zweck erteilt wird.

Für alle Anwendungen sind unbedingt die Sicherheitsbestimmungen einzuhalten. So müssen Flugbeschränkungsgebiete und Kontrollzonen beachtet werden. Informationen liefert die jeweilige ICAO-Luftfahrkarte für die entsprechende Region und die Deutsche Flugsicherung (siehe Kasten). Diese Einschränkungen gelten selbstverständlich auch für den Gebrauch des Inspire 1 als „Spielzeug“. Trotzdem sieht man immer wieder auf YouTube-Videos den Betrieb von Quadrokoptern in unmittelbarer Flugplatznähe oder weit über der erlaubten Maximalhöhe.

Es empfiehlt sich zusätzlich eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Sollte der Kopter abstürzen kann schließlich erheblicher Sachschaden entstehen oder auch Personen verletzt werden. Für die allgemeine Aufstiegserlaubnis (Luftamt Südbayern) ist der Versicherungsnachweis sogar Pflicht.

Fazit

Der Inspire 1 kostet in der Variante mit nur einer Fernbedienung 3.199,– EUR . Wer gleich beide Fernbedienungen benötigt kann auf das Komplettpaket für 3.599,– EUR zurückgreifen. Auch wenn der Preis auf den ersten Blick recht hoch erscheint, bekommt man hier ein wertvolles Werkzeug an die Hand, um beeindruckende Aufnahmen zu realisieren.

Der mitgelieferte Gimbal liefert absolut ruhige Bilder auch bei etwas stärkerem Wind. Die 4K-Bildqualität ist überzeugend und bietet zusätzlich einen gewaltigen Spielraum für Filmer, die nur HD-Material benötigen.