LED Lampen im Einsatz
von Michael Lehmann-Horn
Das wichtigste gestalterische Mittel bei Film und Fotografie hat weder mit der Anzahl der Megapixel Ihrer Kamera noch mit der Größe des Aufnahmechips zu tun. Es ist meist kostenlos verfügbar und fällt vom Himmel, von der Decke oder durch die Fensterfront: das Licht. Gezielt eingesetzt verleiht Licht einem Motiv Spannung und Tiefe, lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters und verstärkt die Wirkung einer Szene.
Licht und Gegenlicht
Allerdings lassen sich Aufnahmen in eher ungünstigen Lichtverhältnissen oft nicht vermeiden. Je größer das Budget einer Produktion, umso größer der Aufwand an Lichtwagen und Schweinwerfern am Set, um gegen das Gegenlicht anzuleuchten oder das natürliche Licht zu akzentuieren. Ein kleineres Team oder ein Videoreporter als VJ ganz auf sich gestellt kann bei einer solchen Materialschlacht nicht mithalten. Und selbst dann, wenn ein Lichtkoffer zur Verfügung steht, reicht meist die Zeit nicht aus, das Licht für ein spontanes Interview zu setzen. Oft ist die klassische Drei-Punkt-Lichtsetzung auch zu unflexibel, wenn es zum Beispiel gilt, mit Schulterkamera oder VDSLR spontane Statements von Event-Besuchern einzufangen.
Möglichkeiten und Grenzen der Postproduktion
Aktuelle Kameras „sehen“ durch ihre hohe Lichtempfindlichkeit oftmals bereits besser als das menschliche Auge. Damit sind Aufnahmen auch unter extremen „low-light“- Bedingungen möglich. Eine intensive Nachbearbeitung in der Postproduktion ist bei solchem Material jedoch unumgänglich, denn ohne ein auf das Motiv abgestimmtes Licht fehlt es an Farben, Kontrast und Dynamik.
Nahezu jedes Videoschnittprogramm bietet Möglichkeiten zur Anpassung von Helligkeit und Kontrast. Doch Helligkeit- und Kontraständerungen wirken sich auf das gesamte Motiv aus und verschlimmern das Ergebnis eher noch. Daher eignen sie sich nicht zur Korrektur eines „flachen“ Bildeindrucks.
Wenn definitiv kein Licht gesetzt werden kann und die Aufnahmen dennoch unverzichtbar sind, können Sie versuchen, den Bildeindruck in einem professionellen Schnittprogramm zu optimieren. Professionelle Schnittprogramme, wie Grass Valley EDIUS, Adobe Premiere oder Avid Media Composer bieten dazu exzellente Werkzeuge und ausgefeilte Möglichkeiten der selektiven Farbkorrektur. Anders als ein Kontrast- oder Helligkeitsregler erlaubt der YUV-Filter die unabhängige Bearbeitung von dunklen und hellen Partien, den sogenannten Tiefen und Lichtern.
Das Bild gewinnt an Kontrast und Sättigung, allerdings sind der Nachbearbeitung enge Grenzen gesetzt. Durch die Manipulation verstärkt sich das Bildrauschen und je nach Qualität und Datenrate des Kamera-Codecs werden Artefakte sichtbar, die ansonsten unbemerkt bleiben. Tipp: Sind intensive Farbkorrekturen geplant oder erwünscht, um zum Beispiel einen bestimmten „look“ zu erreichen, ist ein Fieldrecorder wie der Atomos Ninja 2 für nahezu jede Kamera die erste Wahl. Aufgenommen mit einem Atomos Fieldrecorder, der Datenraten bis zu 220 Mbit/s bei einem Farbsubsampling von 4:2:2 und 10bit Farbtiefe ermöglicht, lassen sich Störungen durch Artefakte nahezu vermeiden und damit der Spielraum für die Postproduktion erheblich erweitern.
Damit aus Portraits keine Fahndungsbilder werden, ist die Modulierung durch ein akzentuiertes Licht auch beim Einsatz moderner Kameras unverzichtbar. Deren Technik bietet dennoch viele Vorteile. Denn je lichtempfindlicher der Aufnahmechip Ihrer Kamera ist, umso weniger wird an Intensität pro Leuchte benötigt. Dies ist sehr angenehm, um die Person vor der Kamera nicht zu blenden.
Seit jeher setzen EB-Kamerateams auf Reporterlampen oder Kopflichter, die bis vor einigen Jahren noch aus schweren Akkugürteln oder Umhängetaschen gespeist wurden. Die Betriebsdauer dieser Leuchten war gering, das Gewicht und der Aufwand hoch.
Dimmbare LED-Kamera-Kopflichter – optimale Anpassung bei ungünstigen Lichtverhältnissen
Mittlerweile haben sparsame LEDs die früher oft anfälligen und energieintensiven Halogenbrenner auch bei Schweinwerfern und Kopflichtern nahezu verdrängt.
Dimmbare LED-Kamera-Kopflichter sind dabei die erste Wahl, weil sie sich an nahezu jede Drehsituation anpassen können, um so auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen den Gesprächspartner in ein attraktives Licht setzen.
Oft muss innerhalb von Gebäuden gegen helle Fensterflächen gedreht werden, die sich nur selten verdunkeln lassen. Die Intensität der Aufhellung des Protagonisten vor der Kamera richtet sich dabei jeweils nach der Lichtsituation vor Ort, die sich kontinuierlich ändern kann. Dabei erlaubt ein integrierter stufenloser Dimmer die Anpassung an unterschiedlichste Aufnahme- und Lichtsituationen. Dabei sollte man unbedingt beachten, dass die Farbtemperatur über das stufenlose Dimmen von hoher Helligkeit bis zu geringer Intensität nahezu konstant bleibt, so dass ein ständiger erneuter Weißabgleich nicht erforderlich ist.